Rätikon Höhenweg - Schesaplana und Schweizersteig

Unsere Rätikon-Rundtour

Start und Endpunkt unserer Rätikon-Rundtour war der Lünersee im Montafon. Von dort führte uns unsere Route über die Totalphütte und die Schesaplana auf die Schweizer Seite des Rätikon in Graubünden, von wo wir dem Prättigau Höhenweg, bzw. Rätikon Höhenweg Süd, bis zur Carschinahütte folgten. Hier nahmen wir eine kurze Abkürzung zurück nach Österreich zur Tilisuna-Hütte, statt dem Rätikon-Höhenweg um das Massiv der Schleienfluh zu folgen. Ab der Hütte ging es dann weiter entlang des Rätikon Höhenweg Nord über die Lindauer Hütte zurück zum Lünersee.

Um 6:30 klingelte unser Wecker und wir schälten uns aus den Betten. Unsere heutige Etappe war zwar keine lange Strecke, aber uns stand eine anspruchsvolle Wanderung zum Gipfel der Schesaplana und auf der anderen Seite ins Tal bevor. Nachdem wir unsere Rucksäcke gepackt hatten, genossen wir noch ein ordentliches Frühstück, bevor wir uns auf den Weg machten. Das Essen auf Hüttentouren ist im Vergleich zu unseren autarken Wanderungen ein wahrer Luxus und wir genossen es doch sehr, mit leichterem Gepäck unterwegs zu sein und uns auf den Hütten bewirten zu lassen.

Das Wetter zeigte sich sehr bewölkt, aber auch mit einer schönen Lichtstimmung. Auf den ersten Metern des Weges, die uns in Richtung Schesaplana in eine Art kleinen Talkessel führten, hatten wir so noch ein paar sehr schöne Blicke auf die Totalphütte, wie sie auf ihrem kleinen Plateau thronte. Der dunkle Fels und das Geröll erinnerten uns teilweise an die Vulkanlandschaften in Neuseeland.

Aufstieg zum Gipfel der Schesaplana

Nach ein paar flachen Metern begann dann der Aufstieg durch Felsen und Geröll. Insgesamt lagen nur knapp 500 Höhenmeter bis zum Gipfel vor uns. Das erste Wegstück führte recht steil durch eine Felswand, bevor wir eine Art Plateau erreichten. Hier zweigte ein Weg links ab, den wir uns als Fallback-Route für sehr schlechtes Wetter markiert hatten. Er hätte uns auf einer etwas einfacheren, aber längeren Route über den Gamsluggen-Pass auf der anderen Seite des Talkessels zur Schesaplana-Hütte geführt.  Das Wetter war aber gut, wenn auch etwas kühl und mit zunehmend wolkenverhangenem Himmel. Auch wenn die Wolken immer weiter zuzogen, war für den Tag insgesamt kein Regen vorhergesagt, so dass wir die Abzweigung links liegen ließen und weiter aufsteigen, bis wir schon bald die nächste Weggabelung erreichten.

Hier konnten wir uns zwischen dem Südwandweg, der unterhalb des Gipfels am Berg entlang führt, und dem Schesaplana-Gipfelweg entscheiden. Wir nahmen den Abzweig zum Gipfel, der nun wieder steil bergauf zuerst durch Geröll führte und dann durch eine steile Felswand führte, die ein paar mit Stahlseilen versicherte Stellen erhielt. Der Weg war aber klar ausgezeichnet und gut begehbar. Dafür wurde der Nebel ständig dichter. Als wir die etwas kraxelige, steile Stelle in der Felswand überwunden hatten und wieder eine Schulter erreichten, standen wir in einer dichten Nebelsuppe und konnten zeitweise nur noch einige Meter weit sehen.

Wir warteten ein paar Minuten auf unsere Mitwanderer und in der Zwischenzeit klarte es auch schon wieder ein wenig auf. Das nächste Wegstück führt in einem weitläufigen Bogen aufwärts um eine Senke herum. Der Untergrund bestand aus schmalen, schieferigen Rinnen und viel Schutt. Die Riefen machten es teilweise schwer, die Füße gerade aufzusetzen und waren deshalb eher unangenehm zu begehen. Auch hier waren teilweise Seilversicherungen angebracht.

Hinter den Rinnen erreichten wir wieder eine Schulter, auf der ein Schild den Grenzübertritt in die Schweiz markierte. Von hier aus waren es nur noch ein paar Meter zum Gipfel. Als wir uns ihm näherten, trat das Gipfelkreuz langsam aus dem Nebel hervor. Und mit ihm die Schemen einer ganzen Schar von Menschen. Wir suchten uns also erst einmal ein ruhiges Fleckchen am Gipfel und gönnten uns einen Snack, in der Hoffnung, dass in der Pausenzeit vielleicht die Wolken ein bisschen weiterziehen würden. Tatsächlich hatten wir auch Glück und immer wieder lichtete sich der Nebel für kurze Moment, sodass wir in alle Richtungen zumindest ein paar Blicke erhaschen konnten, bevor es jeweils wieder zuzog. Insgesamt war es trotzdem nicht das schönste Gipfelerlebnis, obwohl die Schesaplana mit ihren 2965 Höhenmetern für alle von uns der höchste bisher erklommene Berg war.

Abstieg auf der Schweizer Seite

Nach unserer kurzen Rast machten wir uns schon bald auch wieder an den Abstieg. Auch wenn der Aufstieg kurz gewesen war, lag nun doch ein langer Abstieg von knapp über 1000 Höhenmeter vor uns, und zwar auf dem berüchtigten Schweizersteig, den unser Wanderführer als “kniefressende Route” beschrieb. Bevor wir den erreichten, ging es jedoch erstmal ein ganzes Stück über weitläufige Schotterfelder bergab, die an eine Mondlandschaft erinnerten. Zwischendurch konnten wir noch ein paar Blicke über den Brandner Gletscher bis hin zur Mannheimer Hütte erhaschen, bevor unser Weg uns vom Plateau auf den Schweizersteig führte.

Der Schweizersteig

Der Schweizersteig stellte sich als wirklich sehr anspruchsvolle und teilweise fast abenteuerliche Route heraus. Das erste Wegstück führte entlang der Bergflanke, während auf der anderen Seite die Wand steil abfiel. Dabei ging es zu großen Teilen über sehr unebenes Terrain in den schieferigen Rinnen, die wir schon beim Aufstieg auf der anderen Seite kennengelernt hatten. Wir nahmen uns viel Zeit und gingen langsam und bedacht, vor allem auch, um unsere Knie auf dem langen Abstieg zu schonen. Die Wanderstöcke erwiesen sich wie so oft als sehr wertvoll, um zu stabilisieren und unser Gewicht beim Abstieg etwas abzufangen. An einigen sehr steilen oder unklaren Stellen nahmen wir auch die Hände zur Hilfe.

Irgendwann konnten wir dann vor uns Fels einer anderen Farbe sehen, und ahnten schon, dass dort die Traverse an der Bergflanke ein Ende finden würde. Und in der Tat, ab hier ging es vor allem sehr steil bergab. Hier galt es viele teils große Tritte zu überwinden, oft auch mit ein wenig Kraxelei. Ein paar Drahtstifte und Bügel waren auch am Fels angebracht, insgesamt aber kaum Versicherungen. Der Weg war aber sehr gut markiert und intelligent geführt. Weder von oben, noch später aus dem Tal, hätten wir aus der Ferne gedacht, dass sich die Höhenmeter doch so einfach überwinden lassen würden.

Die steilen, felsigen Abschnitte wechselten sich weiter unten immer wieder mit Serpentinen auf Grasmatten ab. Dann folgte noch eine mit Eisenkette versicherte Querung durch eine Wand, die aus der Ferne abenteuerlich aussah, aus der Nähe dann aber doch gut zu überwinden war.

Das letzte Wegstück führte dann durch Almwiesen in weitläufigen Serpentinen hinunter zur Hütte. Kurz bevor wir diese erreichten gab es noch eine Stelle, die uns wie ein Scherz vorkam. Wir erreichten eine Weggabelung, die uns einen Normalweg und einen Schlechtwetterabstieg zur Hütte anbot. Da mussten wir dann doch Lachen, denn anspruchsvoller als der bereits überwundene Weg würde es hier unten wohl kaum werden. Und den Schweizersteig würden wir bei schlechtem Wetter auch definitiv nicht empfehlen.

Wir kamen am Ende am frühen Nachmittag sicher und ohne Probleme unten an der Hütte an. Dort machten wir uns kurz frisch und gönnten uns dann erstmal einen wohlverdienten Kaffee. Den Abend verbrachten wir mit einem Puzzle, dass wir im Gastraum der Hütte fanden.

Unser Fazit

Der Aufstieg auf die Schesaplana war einfacher als erwartet. Die fehlende Sicht durch den wolkigen Himmer und die vielen Leute am Gipfel schmälerten für uns aber das Gipfelglück. Bei gutem Wetter ist die Schesaplana bestimmt auch ein grandioser Aussichtsberg, wie die kurzen "Löcher" im Nebel erahnen ließen. Der Abstieg dagegen war aus unserer Sicht ein Traum. Auch wenn er uns mit dem unebenen Terrain viel Konzentration abgefordert hatte, und ich teilweise zwischendurch Angst vor neuerlichen Knieschmerzen hatte, war es ein wunderschönes Stück Bergwelt, das wir hier genießen durften. Der Schweizersteig ist aber ein anspruchsvoller Steig, der nur bei Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und bei gutem Wetter begangen werden sollte und nicht zu unterschätzen ist. Ingesamt auf jeden Fall eine absolut lohnenswerte Etappe.

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