Mundartwanderweg Modautal

Der 12km lange Mundartwanderweg stand schon länger auf unserer ToDo-Liste, aber irgendwie hatten wir ihn immer wieder vor uns hergeschoben. Jetzt aber war es endlich soweit und wir nahmen die Wanderung in Angriff.

Der Weg ist eigentlich eine Streckenwanderung und nicht als Rundweg angelegt. Am Ende des Weges muss man daher entweder mit dem Bus zurückfahren, inklusive Umstieg in Brandau, oder aber man wandert irgendwie wieder zurück.

Mundartwanderweg Modautal

Der Mundartwanderweg Modautal war der erste seiner Art in Hessen. Die Idee: neben einer schönen Wandererfahrung gleich noch etwas über die Odenwälder Dialekte lernen! Und so entstand unter Mitwirkung der Mundartfreunde Südhessen der Mundartwanderweg. Auf der Strecke der Modautaler Uferwanderung folgt er nun der Modau von Neunkirchen nach Ernsthofen und bietet ein Wandererlebnis der besonderen Art: neben der schönen Natur gibt es ganz viele akustische Highlights, aus der "Babbelbox" oder per QR-Code auf dem Smartphone

Wir starteten in Neunkirchen vom Parkplatz vor dem Restaurant Höhenhaus, wo es auch direkt schon mit der Mundart los geht. Vor der Kirche hängt eine fest installierte “Babbelbox”, ein eigentlich fast schon unscheinbarer grauer Kasten, der uns auf Knopfdruck direkt mit einem schallenden “Gurre ihr Leit” begrüßte. Neben der Begrüßungsrede des Bürgermeisters gibt es auch einen Beitrag zur Neunkirchner Kirche, sowie musikalische Beiträge zu hören und eine erste Mundart-Lektion zum Thema “Wie begrüßt man sich im Odenwald”.

Vom Parkplatz führt der Weg zuerst über die Landstraße und auf einen kleinen Hügel hinauf. Hier steht direkt eine hölzerne Sonnenliege, von der man bei guter Sicht einen tollen Blick auf die Frankfurter Skyline und in den Taunus genießen kann.

Wenige Meter dahinter stößt man auch bereits auf die zweite Mundartstation, die mit einem QR-Code zum Laden der Redebeiträge versehen ist. Wir zückten also das Smartphone und lauschten den verschiedenen Beiträgen. Das Abrufen der Beiträge entlang des Weges funktionierte im Netz von Vodafone übrigens problemlos. Aufgrund des Standorts direkt am “höchstgelegenen Apfelbaum des Odenwalds” sind die Beiträge die an dieser Station größtenteils dem Apfel gewidmet. Einerseits in Form des Apfelbaums (“Ebbelbaum”), und wie es sich in Hessen eben gehört, natürlich auch in Form des Apfelweins (“Ebbelwoi”). Der ist schließlich sozusagen hessisches Nationalgetränk.

Unterwegs begegneten uns immer wieder die zusätzlichen “Ufftånge”-Stationen (Auftanken-Stationen). Diese Tafeln wurden auf dem Weg erst im September 2021 ergänzt und laden mit ihren meist gereimten Beiträgen dazu ein, sich der Natur rundherum mit allen Sinnen bewusst zu werden, sie zu genießen und die Erfahrung für das eigene Wohlbefinden zu nutzen.

Nun führt der Weg in den Wald, vorbei an interessanten Felsformationen, immer weiter in Richtung der Modauquelle. Die stellte sich als eher unscheinbar heraus –  bei unserem Besuch tröpfelte nur ein winziges Rinnsal Wasser zwischen den Steinen hervor. An der hier platzierten Mundartstation geht es um die Geschichte der Modau, die Mundart-Lektion lehrt zusätzlich die korrekte Aussprache der Wochentage.

Weiter geht es immer leicht bergab durch den Wald. Hier gibt es scheinbar noch andere Themenwege, denn am Wegesrand begegneten uns auf diesem Teilstück immer wieder glasierte Keramiktafeln mit handgeschriebenen Gedichten, die die Wandernden daran erinnern sollen, welche Schönheit überall in der Natur steckt. Außerdem stehen immer wieder hölzerne Bilderrahmen im Wald, die den Blick lenken und dazu den einladen, mal wirklich hinzuschauen.

Bald schon tritt der Wanderweg aus dem Wald heraus und wir durchquerten zunächst schöne Wiesen, und erreichten dann auch schon das Örtchen Brandau, wo am historischen Rathaus die nächste Mundart-Station zu einem kleinen Päuschen einlädt.

Wir wanderten weiter, aus Brandau heraus rauf auf den Mühlberg, auf dem eine Ufftangge-Station und extra aufgestellte Bänke zum Anhalten und Genießen einladen. Dann ging’s weiter in Richtung Hoxhohl. Der Weg folgt hier kurz vor dem Ortseingang auch wieder ein Stück der Modau, die an dieser Stelle schon deutlich angewachsen und ein richtiger Bach geworden ist.

In Hoxhohl wartete derweil die fünfte Mundartstation auf uns, bevor wir uns auch schon auf den letzten Streckenabschnitt in Richtung Ernsthofen begaben. Obwohl die Weitblicke vorher auch sehr schön waren, hat uns dieses Wegstück, das direkt entlang der Modau verläuft, am Besten gefallen. Ein schmaler Pfad verläuft hier oberhalb des idyllischen Bachlaufs durchs Tal. Ein Schild weist auf die notwendige Trittsicherheit an einem kurzen Abschnitt hin. Wir persönlich würden die wenigen steilen Tritte wohl als nicht ganz so gefährlich einstufen würden, wie das im ersten Moment klingt. Trotzdem ist es schön, dass für Menschen, die sich damit vielleicht unwohl fühlen, eine Umleitung auf einem einfacheren Weg eingerichtet ist.

Schneller als erwartet hatten wir das Waldstück zwischen Hoxhohl und Ernsthofen durchquert und standen bald schon an der Ahlheimruhe, und damit der vorletzten Mundartstation. Hier gibt es eine spannende Mundartlektion, die die Verwendung des Buchstabens “ü” im Odenwälderischen erklärt. Einen solchen gibt es dort nämlich laut der Lektion gar nicht, es wird vielmehr durch andere Buchstaben ersetzt, meistens das “i”. So wird z.B. eine “Schüssel” zur “Schissel”.

Wir standen also kurz vor dem Ortseingang zu Ernsthofen und studierten auf dem Smartphone den Busfahrplan. Und weil der nächste Bus erst eine knappe Stunden später gefahren wäre, entschieden wir uns den Mundartweg hier zu verlassen, und stattdessen in einem großen Bogen über Klein-Bieberau und Lützelbach doch lieber zurück nach Neunkirchen zu wandern. Bei der Hitze erschien uns das angenehmer, als eine Stunde irgendwo zu warten. Dafür verlängerte es die geplante 12km lange Wanderung auf etwa 18 Kilometer.

Über den Berghof und durch ein kleines Waldstück wanderten wir also Richtung Klein-Bieberau. Hier wurden langsam unsere Wasservorräte knapp, so dass wir schon ins Grübeln kamen, ob das weiterwandern wirklich eine gute Entscheidung gewesen war. Kurz vor dem Ortsausgang fragten wir dann über den Gartenzaun eine sehr nette Dame, ob sie unsere Wasserflaschen auffüllen könnte. Sie kam unserer Bitte gerne nach, so dass wir danach wieder ordentlich hydriert unsere Wanderung fortsetzen konnten. Über einen relativ steilen Anstieg durch den Wald gelangten wir nach Lützelbach. Dort gibt es einen schönen Brunnen, in dem wir noch eine kurze Kneippkur für die Arme machten, bevor wir dann das letzte Wegstück nach Neunkirchen zurückgelegten.

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