Waiau Pass Track

Wir standen sehr früh auf, um die Etappe über den Waiau Pass in Angriff zu nehmen. Als wir nach draußen schauten, sah das Wetter auch noch ganz passabel aus. Die Wettervorhersage ware dagegen eher nicht so besonders, am nächsten Tag sollte das Wetter kippen bis hin zu Schnee auf dem Pass. Wir mussten also an diesem Tag rüber, oder im blödesten Fall zurück. Genauso ging es natürlich allen anderen Te Araroa-Wanderern auf der Hütte. Gegen 5:30 waren langsam alle wach und jeder irgendwo zwischen kaffee, porridge und Sachen packen. Wir hatten schon am Vortag die meisten Sachen gepackt, um uns heute morgen nicht so lange aufzuhalten und brachen kurz vor 6:30 an der Hütte auf. Es war einer der kühlsten morgende die wir bisher auf dem Trail gehabt hatten. Zuerst führte uns der Weg am Blue Lake vobei und dann einige Höhenmeter hinauf zum Lake Constance. Die Sonne versteckte sich beständig hinter den dichten Wolken, die über den Bergen hingen. Außerdem war es ziemlich windig.

Lake Constance

Bei Lake Constance angekommen, musster wir zuerst mal ein großes Geröllfeld hinaufwandern, um dann an der Flanke des Berges einmal um den halben See herumzuwandern. Einige Stellen waren ziemlich ausgesetzt und der Wind schubste uns teilweise kräftiger hin und her als erwartet. Kurz nachdem wir das erste Geröllfeld überwunden hatte, kamen uns drei Wanderer entgegen. Wir hatten sie am Tag vorher Richtung Waiau Pass aufbrechen sehen, aber sie waren offensichtlich umgekehrt. Eine der Frauen war wohl im Geröllfeld gestürzt und hatte sich ein stark aufgeschrammt, gut sichtbar an einem blutigen Verband um ihr Bein. Sie waren also auf dem Rückweg nach St. Arnaud. Die Begenung flößte uns ordentlichen Respekt vor dem bevorstehenden Abenteuer ein. Einer der Wanderer meinte zu uns, dass sie wohl auch einfach nicht gut genug ausgerüstet waren, um den Pass bei diesen Umständen zu überwinden, aber "junge und kräftige Wanderer wie wir" könnten das wahrscheinlich schaffen. Da bekamen wir dann sogar fast ein bisschen Angst, schließlich wussten auch wir nicht so ganz, was uns eigentlich erwartete.

Schon die Wanderung um den See herum, stellte sich als anstrengend und teilweise gefährlich heraus. Immer wieder mussten wir ziemlich steile Ab- und Aufstiege durch loses Geröll und unwegsames Gelände überwinden, dann kamen wir endlich wieder herunter ans Seeufer. Dafür waren hier keine Marker Poles und auch kein Weg mehr zu erkennen, und wir schlugen uns im Blindflug durch hüfthohe Gras. Die grobe Richtung war zum Rlück durch den See vorgegeben also kamen wir zumindest in die richtige Richtung voran.

Endlich um den See herum, kamen wir zu einem weitläufiger weitläufigen grasbewachsenen Fläche die von kleinen Bächen durchzogen war. Als wir dort den nun wieder sichtbaren Marker poles folgten, sprang auf einmal eine Tier vor uns aus dem Gras. Leider entwischte es aber, bevor wir ein gutes Bild machen konnten. Unserer Meinung nach war es wohl eine Gemse, da wir aber nicht wussten wie das Tier auf Englisch wohl hieß, beschrieben wir es später für die anderen TA'ler als "Ninja Deer". Der Begriff wurde dann auch schnell zum geflügelten Wort in unserer Gruppe.

Waiau Pass

Wir marschierte weiter und kamen bald zum Fuße eines weitere riesigen Geröllfelds. Den Marker Poles nach führe der Anstieg beinahe senkrecht durch das Feld nach oben in Richtung des Passes. Hinter uns in Richtung See konnten wir die anderen Te Araroa Wanderer aufschließen sehen.

Der Aufstieg durchs Geröllfeld war tatsächlich extrem steil. Neuseeländer scheinen nicht viel von Serpentinen zu halten. Trotzdem bewältigten wir die steile Kraxelei besser als erwartet. Das lag zu großen Teilen auch an unseren Wanderstöcken, die in solchem Geländ wirklich wahre Wunder liegen. Wahrscheinlich lag es aber auch daran, dass wir sehr motiviert waren, diese schwierige Etappe vor dem Wetterumschwung erfolgreich hinter uns zu bringen.

Von oben hatten wir dann einen atemberaubenden Blick auf den Lake Constance. Wir hielten an, um ein Bild zu machen. Das eine Bild, das vermutlich wirklich jeder einzelne Wanderer auf dieser Etappe macht, egal wie er es sonst mit dem Fotografieren hält. Es ist einfach unglaublich schön, und solch eine wunderbare Belohnung nach den Strapazen des steilen Aufstiegs.

Nachdem wir den ersten Anstieg hinter uns gelassen hatten, legte der Wind oben in der Nähe des Passes noch einmal deutlich an Kraft zu. Der zweite Teil des Aufstiegs, durch weiteres Geröll und felsigen Untergrund, war sehr viel leichter, da die starken Böen uns gegen den Fels und praktisch den Berg hinauf schoben. Gleichzeitig war es auch beängstigend, mit welcher Kraft die Natur hier an uns zerrte. Als wir dann auf dem Pass standen, drückten wir uns an einer Felswand entlang, um nicht vom Wind auf der anderen Seite sofort hinuntergestoßen zu werden. Wir hielten uns deshalb auch praktisch gar nicht auf dieser höchsten Stelle auf, sonder machten uns direkt an den Abstieg.

Herunter ging es ganz anders, als es auf der anderen Seite hinauf gegangen war. Hier lagen zum Teil noch Schneefelder auf unserem Weg, der Rest war größtenteils nackter Fels, so dass wir über weite Strecken eher kletterten als wanderten. Aber auch hier war der Weg extrem steil, so dass wir schnell Höhenmeter gut machten.

Als wir ein bisschen weiter nach unten geklettert waren und der Wind wieder etwas nachließ, gönnten wir uns dann auch einen kleinen Snack, bevor wir weiter abstiegen.

The Waiau River Valley

Der weitere Weg führte dann durch Gras, niedere Büsche und Tussock-Gras. Oft war es praktisch unmöglich, den eigentlichen Weg auszumachen. Stattdessen liefen wir von Marker Pole zu Marker Pole, und versuchten, nicht in irgendwelche vom Gras verdeckten Löcher zu treten und im blödesten Fall die Beine zu brechen.

Unten im Tal angekommen wurde die Wanderung dann einfacher. Von hier waren es noch etwa acht Kilometer zur Waiau Hut, der nächsten Richtigen Hütte am Weg. Alternativ gab es eine gute Lichtung zum zelten, die in den Trail Notes aufgeführt und in der Karte markiert war. Der Pfad führte jetzt durch völlig unterschiedliches Gelände. Mal wanderten wir durch weitere Geröllfelder, dann durch Buchenwälder oder über weite Wiesen, die von Bächen durchzogen waren. Die vielen Bäche und Flüsschen, die zu durchqueren waren führten dann auch dazu, dass wir das erste Mal aufgaben, ständig zwischen unseren Vivobarefoot-Plastiklatschen und den Wanderschuhen zu wechseln, wie wir es sonst bei Flussdurchquerungen gemacht hatten. Stattdessen wateten wir diesmal direkt in den Wanderschuhen hindurch. Und tatsächlich war das weit weniger unangenehm als wir vorher angenommen hatten. Allerdings wussten wir ja schon im vorhinein, wie weit wir heute in etwa noch zu gehen hatte, und wir hofften, dass die Schuhe über Nacht einigermaßen trocknen konnte, so dass wir am nächsten Tag nicht weiter in nassen Schuhen wandern mussten.

Am markierten Zelt-Spot angekommen, entschieden wir uns, weiterzuwandern, da wir uns immernoch fit fühlten. Als nächste potentielle Übernachtungsoption kamen wir am Caroline Creek Bivy vorbei. Dort hätten wir allerdings nur im absoluten Notfall schlafen wollen. Es ist winzig, dunkeln und feucht, und der Gedanke an eine schöne, neue 6-Bunk-Hütte machte dann unsere mittlerweile doch etwas müden Beine auch wieder munter. Also gingen wir direkt weiter, nachdem wir uns kurz ins Hütten-Logbuch eingetragen hatten.

Wir waren die ersten, die an diesem Tag an der Waiau Hut ankamen. Die Hütte ist wunderbar. Sehr neu, erst in 2017 errichtet, und eine kleine Hütte mit nur sechs Schlafplätzen, genau so wie wir sie am liebsten hatten. 

Nach uns trafen noch Herman, ein Schwede, Bart, ein Holländer, Simone, ebenfalls Holländerin sowie Rebecca und Ryan, ein Pärchen aus Amerika / England. Wir alle hatten uns schon mehrfach zuvor getroffen, und es fühlte sich alles fast an wie ein Familientreffen. Wir hatten einen sehr schönen Abend, an dem jeder seine Highlights des Tages zum Besten gab. Wir alle waren einig, dass dieser Abschnitt einer der körperlich anstrengendsten aber auch einer der beeindruckensten gewesen war, die wir bisher auf unserer Wanderung gesehen hatten. Und genauso waren wir uns einig, dass es sehr gut gewesen war, diesen Teil des Wegs jetzt hinter uns zu haben, bevor das Wetter sich verschlechtern würde. Diese Strecke bei wirklich schlechtem Wetter zu wandern wäre extrem leichtsinnig und gefährlich, und wären wir erst heute an der Blue Lake Hut angekommen, hätte es wohl bedeutet nach St. Arnaud zurückkehren zu müssen.

Related Links

Hier ein paar Links zur Planung des Abschnitts, die uns bei der Vorbereitung geholfen haben. Wie immer empfehlen wir sehr gerne die Webseiten des Department of Conservation Website und die Te Araroa Trail Websites an alle, die diese Wanderung auch einmal machen möchten..

DOC Info: Blue Lake Hut

DOC Info: Caroline Creek Bivy

DOC Info: Waiau Hut

Te Araroa Trail Website: Trail notes for Waiau Pass Track

Sicherheit auf dem Waiau Pass Track

Der Waiau Pass Track ist eine alpine Route, die nur nach ausreichender Vorbereitung in Angriff genommen werden sollte. Der New Zealand Mountain Safety Council hat dazu ein tolles Video gemacht, das einen guten Überblick über die Route und das Terrain verschaff, vorallem aber auch sinnvolle Sicherheitsvorkehrungen für eine Wanderung auf dem Trail zusammenfasst.

Video des Mountain Safety Council New Zealand über Sicherheit auf dem Waiau Pass

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