Richmond Alpine Route - Teil 1

Als wir am Morgen aufstanden, um unsere Wanderung in den Richmond Ranges fortzusetzen, stand die Sonne strahlend am Himmel. Voller Tatendrang gönnten wir uns nur ein schnelles Frühstück und machten uns dann direkt auf den Weg. Netterweise bot Pete uns an, uns zum Hacket Carpark zu fahren, so dass wir uns zumindest die 2km bis dorthin sparen konnten. Von dort aus ging es für uns zunächst zurück zur Hacket Hut, wo wir wieder auf den unsere eigentliche Route auf dem Te Araroa stießen.

Hacket Hut to Slaty Hut

Unser Tagesziel war die Starveall Hut. Der Weg dorthin sollte uns auf insgesamt etwa 11km auch 900m in die Höhe bringen. Obwohl wir für uns über das gute Wetter freuten, war uns die Sonne schon fast zu heiß, als wir endlich bei der Hacket Hut ankamen und den Aufstieg begannen.

Der Anfang des Weges war gut zu gehen. Deutlich sichtbar und weitestgehend frei von Hinternissen schlängelte er sich durch den Wald. Wir kamen deshalb zunächst schneller voran als erwartet, trotz der Steigung des Weges. Je weiter wir aber in die Höhe kamen, desto schlechter wurde die Beschaffenheit des Weges. Ein Stück der Strecke führte durch ein Gebiet voller umgestürzter Bäume, die kreuz und quer über dem Weg lagen. Offensichtlich hatte niemand auch nur versucht, sie wegzuräumen und wir kletterten über und um sie herum so gut es ging. Immer wieder bedeutete das allerdings auch, dass wir den Weg beinahe verloren, weil wir durch den Umweg die Marker nicht mehr sehen konnten. Zwischen den Baumfällen wuchs außerdem viel Gestrüpp und junge Bäume, die sich ständig an unseren Rucksäcken und Kleidern verfingen. Dazwischen führte unser Weg dann weiterhin beinahe geradeaus den Berg hinauf. Von Serpentinen scheinen die Neuseeländer jedenfalls nicht besonders viel zu halten.

Nach einer Weile kamen wir wieder in ein geordneteres Waldstück, und aufeinmal stand auch schon die Starveall Hut vor uns. Viel früher als erwartet. Die Hütte liegt wirklich traumhaft an einem Sattel, mit wunderschönen Ausblicken in die Berge ringsum. Allerdings war es erst kurz nach Mittag, und nachdem wir uns gestärkt htten, entschieden wir dass wir noch fit genug waren, um die nächste Hütte in Angriff zu nehmen. Die Slaty Hut sollte laut Trail Notes auch nur 2 1/2 Stunden entfernt sein, so dass wir von dort am nächsten Tag direkt die härteste Etappe der Richmonds über die beiden Rintouls in Angriff nehmen konnten.

Also packten wir unsere Essenssachen zusammen und machten uns wieder auf den Weg. Der erste Abschnitt führte uns über ein Geröllfeld und dann an der Seite des Mt. Starveall hinauf, beinahe bis zum Gifpel. Wir waren insgesamt nun wesentlich langsamer unterwegs als beim Aufstieg zur die Starveall Hut. Der Trail fühte über Felsen und Blockhalden und erforderte gute Konzentration. Insgesamt hatten wir das Gefühl mehr über das steile Terrain zu kraxeln, als zu wandern. Trotzdem hatten wir Spaß und genossen das Wegstück mit seinen Ausblicken und Herausforderungen. Insgesamt fühlte sich alles viel mehr nach einem Abenteuer an, als nach einer einfachen Wanderung und es war schön, endlich in den Bergen zu sein und so ein ganzes Landschaftsbild zu haben als noch in den Tagen zuvor.

Nach dem Aufstieg in Richtung Mt. Starveall, ging es dann zur Slaty Hut wieder ein Stück hinunter. Der Abstieg führte entlang einer Bergschulter durch einen kleinen Birkenwald und schien endlos zu dauern. Vielleicht lag das auch daran, dass wir wegen der Bäume keine Veränderung der Landschaft mehr sehen konnten, und so das Gefühl hatten wir kommen nicht voran.

Letztendlich erreichten wir die Slaty Hut aber doch noch - und waren überaus glücklich zu sehen, dass tatsächlich noch Platz für uns dort war, denn von den sechs Lagern waren nur drei belegt.

Slaty Hut zur Rintoul Hut über Little Rintoul und Mt. Rintoul

Auch für den zweiten Tag in den Richmonds planten wir vorsichtshalber ersteinmal nur zur nächsten Hütte, der Old Man Hut. Laut Trailnotes sollte alleine der Weg dorthin etwa 5 Stundne in Anspruch nehmen, und von dort aus sollte die nächste Etappe über die Rintouls zur Rintoul Hut nocheinmal 5 Stunden dauern. Wir gingen nicht davon aus, dass unser doch eher mäßiger Trainingszustand einen solchen Gewaltmarsch einfach machen würde. Wegen der Hitze der Vortags starteten wir schon kurz vor 7 Uhr morgens und kamen schnell voran.

Wenige Meter nach der Hütte stießen wir auf eine Herde wilde Ziegen - mit die ersten wilden Tiere denen wir auf unserer Wanderung begegneten. Der Trail führte uns in weiten Halbkreisen über Berggrate, mal fallend mal steigend, aber immer anspruchsvoll. An vielen Stellen nutzen wir auch die Hände, um kleinere Klettereien um und über Felsvorsprünge sicher hinter und zu bringen. Ein paar Mal wurde uns auch bewusst, wie gefährlich all das sein kann, zumal wir uns die schweren Rucksäcke manchmal fast aus der Balance brachten. Wir kamen zwar nicht in brenzlige Situationen, aber trotzdem machten wir uns unsere Gedanken.

Die Sonne brannte erbarmungslos vom fast wolkenlosen Himmel, so dass nach ein paar Stunden auch die gute Sonnencreme nicht mehr wirklich half, und vorallem unser Gesicht und unsere Arme doch einen Sonnenbrand bekamen. 

Schon kurz vor 11 Uhr erreichten wir die Kreuzung zur Old Man Hut. Weil es noch so früh war, und der Umweg zur Old Man Hut auch einige Höhenmeter kosten würde, entschieden wir uns doch direkt weiterzuwandern.

Die Etappe, die für uns nun begann, war in den Trail Notes als eine der härtesten des Te Araoa beschrieben, entsprechend hatten wir auch ein wenig Hochachtung davor.

Der Aufstieg auf den Littel Rintoul führte erst durch waldreiches Terrain und dann über eine riesige Blockhalde auf den Gipfel des Berges. Die Felsbrocken waren so groß, dass es zu großen Teilen mehr ein von Fels zu Fels springen war, aber mit guten Konzentration und noch einigermaßen frisch schafften wir den Aufstieg ohne größere Probleme. Oben am Gipfel war es allerdings extrem windig, so dass wir nur ganz kurz verharrten um ein Foto zu machen und den Ausblick ein paar wenige Momente zu genießen. Der große Bruder des little Rintoul lag nun in bester Sicht und uns war klar, dass wir da noch ein ordentliches Stück Arbeit vor uns hatten. Bevor wir allerdings dort hinauf konnten, mussten wir ersteinmal vom Little Rintoul herunter, und das stellte sich als das eigentliche Problem der Etappe dar.

Unser Weg führte extrem steil durch ein loses Geröllfeld. Die Steine waren allerdings ein bisschen zu groß, um gerade so durchzurutschen, wie wir es aus Touren in Österreich kannten. Zum einfach hindurchgehen war allerdings alles zu loose. Mithilfe unser Stöcke navigierten wir uns im Schneckentempo den Berg hinunter, und zum Glück kamen wir bis auf ein paar kleine Rutscher ohne Zwischenfälle unten in der Senke an. Aber der Abstieg war trotz Stöcken die Hölle für unsere Knie gewesen, und auch psychisch und emotional fühlten wir uns doch ein wenig ausgelaugt nach diesem Abenteuer-Abschnitt.

Viel Ruhe gönnten wir uns aber nicht, denn bevor wir bei der nächsten Hütte ankommen konnten, mussten wir erstmal noch den Mt. Rintoul bezwinge. Nach dem Abstieg in die Senke führt der Weg auf der anderen Seite auch wieder direkt die nächste Bergschulter hinauf, und wir fragten und, warum der Weg nicht einfach entlang des Grats zwischen den beiden Bergen geführt war. Allerdings war das wahrscheinlich wegen des losen Gesteins nicht möglich und wir waren erstmal froh, dass wir wieder einigermaßen festen Boden unter den Füßen hatten. Auch das erneute Aufsteigen war nach dem abenteuerlichen Abstieg eigentlich sogar ein bisschen eine Wohltat, vorallem für die Knie.

Trotzdem merkten wir, dass unsere Kräfte eben doch nicht unerschöpflich sind, und der Aufstieg fiel uns je länger wir aufwärts gingen dann immer schwerer. Umso glücklicher waren wir aber, als wir endlich auf dem Gipfelplateau des Mt. Rintoul ankamen. Ein beinahe unbeschreiblich euphorisches Gefühl, die Herausforderungen des Tages nun gemeistert zu haben, und dann natürlich die Belohnung durch den wunderbaren Ausblick. Wir gönnten uns noch eine kurze Essenspause und machten uns dann an den nächsten Abstieg. Zwischen der Hütte uns uns lagen jetzt nocheinmal 600 Höhenmeter, diesmal abwärts. Und wieder führten sie durch Geröll, diesmal aber wesentlich feinere Steinbrocken, so dass wir Schritt für Schritt beinahe den Hang hinuntergleiten konnten. Bei einem kleinen Rutscher holte ich mir zwar einen ordentlichen blauen Fleck am Hintern und eine leicht aufgeschürfte Handfläche, ansonsten erreichten wir den Wald unversehrt und vorallem mit wesentlich mehr Spaß als beim Abstieg von Little Rintoul.

Rintoul Hut zur Tarn Hut

Weil wir die beiden Tage zuvor jeweils weiter gegangen waren, als ursprünglich geplant, und wir uns nach dieser physischen und psychischen Belastung auch einmal eine Pause gönnen wollten, wanderten wir am dritten Tag in den Richmond Ranges nur zur nächsten Hütte, der Tarn Hut. Der Tag schien sich trotzdem ewig zu ziehen. Das kann einerseits daran liegen, dass wir doch ausgelaugter waren, als wir angenommen hatten, oder einfach daran, dass wir uns ja mental auf die Pause eingestellt hatten und wussten dass der Weg nicht so weit war – auf jeden Fall waren wir sehr glücklich als wir an der Hütte ankamen.

Am Abend fiel uns auf, dass Tims Schuhe langsam schon einige Macken hatten, und wir fragten uns wie lange sie dem Te Araroa wohl standhalten. Ein bisschen enttäuscht waren wir darüber auch, schließlich hatten waren sie zum Anfang unserer Wanderung praktisch neu gewesen.

Rintoul Hut to Tarn Hut

Auch das Wetter hatte sich wie unser Gemüt im Vergleich zu den letzen Tage verändert. Statt strahlendem Sonnenschein war der Himmel jetzt wolkenverhangen. Das war uns aber nicht unrecht, so konnte sich unsere mittlerweile doch leicht verbrannte Haut mal ein wenig erholen. Das Wetter führte aber auch zu einem wunderbaren Naturschauspiel am Abend an der Tarn Hut. Kurz vor Sonnenuntergang stiegen plötzlich über dem neben der Hütte geliegenen kleinen Waldsee und auf der Lichtung der Hütte Nebelschwaden empor. Es sah beinahe Märchenhaft aus, als sie, leicht vom Winde verweht, am Fenster der Hütte vorbeizogen.

Weiter über die Red Hills nach Saint Arnaud

Damit sich der Blog besser lesen lässt, haben wir unsere Wanderung durch die Richmonds in zwei Blogposts aufgeteilt. Im nächsten Post geht es also über unsere Wanderung durch die Red Hills nach St. Arnaud.

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