Richmond Alpine Route - Part 2

Von der Tarn Hut zur Top Wairoa Hut

Nach einem kurzen Wandertag auf dem Weg zur Tarn Hut, hieß es jetzt wieder ranhalten. Unser Ziel für den Tag war zuerst die Mid Wairoa Hut, dann weiter zur Top Wairoa Hut. Der erste Abschnitt enthielt einige kurze Auf- und Abstiege bevor es dann eine sehr lange Strecke ausschließlich nach unten ging. Unsere Knie ächzten zwar etwas, zum Glück hatten wir aber keine anhaltenden Probleme.

Wie schon zuvor festgestellt, schafften wir die von den DOC geschätzten Zeitangaben beim Bergab-gehen nicht. Beim Abstieg sind wir wie zwei Senioren, die sich langsam den Berg heruntertasten. Zeitlich ergaben sich daraus zwar keine Probleme, trotzdem wollten wir beim zweiten Abschnitt einen Zahn zulegen - allerdings war dieser Weg nicht gerade für schnelles gehen gemacht.

Der Trail führte weitestgehend an einem Flüsschen entlang, dabei meistens ein ganzes Stück oberhalb am Hang. Wir wanderten den schmalen Pfad entlang, umkletterten im Weg liegende Felsen und suchten uns vorsichtig unseren Weg durch Stellen, an denen der Weg bei kleineren Erdrutschen weggebrochen war. Zum Teil ein echter Balance-Akt mit den schweren Rucksäcken auf dem Rücken. Generell stellte dieser Abschnitt hohe Anforderungen an Aufmerksamkeit und Schwindelfreiheit - kein Weg für Leute mit Höhenangst oder unsicherem Tritt.

Ständig hochkonzentriert sein macht allerdings auf Dauer müde, und als der Weg dann weg vom Hang in ein Waldstück führte, war ich zuerst erleichtert. Das verflog allerdings schnell, denn hier stolperte der Weg über ganze Netzwerke von verflochtenen Wurzeln, bei denen man sehr aufpassen musste nicht in die Löcher dazwischen zu treten. Wir wollten uns schließlich nicht die Füße oder unsere Wanderstöcke brechen. Außerdem war der Weg oft schlecht zu erkennen und ohne die orangfarbenen Dreicke, die die Richtung vorgaben, hätten wir uns wahrscheinlich schnell verlaufn. In kurz, und ganz ehrlich: Dieser Trailabschnitt machte wenig Spaß und zwischendurch frage ich mich wirklich, was wir hier eigentlich mitten in der Wildnis machten, warum wir uns das überhaupt angetan hatten. 

Wir schlichen langsam weiter voran. Mittlerweile weit hinter der von DOC geschätzten Gehzeit her. Der Fluss kam wieder in Sicht und mehrere Querungen standen uns bevor. Eine davon fanden wir richtiggehend gefährlich, da die übliche Markierung zum Crossing direkt an einer Verengung angebracht war, an der wir den Fluss definitiv nicht durchkreuzen wollten. Also suchten wir uns eine bessere Stelle und wateten durchs Wasser. Unsere Nerven waren mittlerweile angespannt und wir wollten einfach nur endlich die Top Wairoa Hut erreichen. Nach einer weitere Flussdurchquerung standen wir auf einmal am Rand eines großen Erdrutsches, durch den der Weg nun am Hang nach oben führen sollte. Auch wenn der Rutsch offensichtlich schon etwas älter war, waren wir ersteinmal verwirrt. Dann aber entdeckten wir am oberen Ende des Hangs ein kleines, knallorangenes Hüttchen - das Plumpsklo der Top Wairoa Hut! Also rafften wir unsere letzte Energie zusammen und schleppten uns zwischen großen Felsbrocken den Anstieg hinauf. Dort angekommen waren es nur noch ein paar Meter zur Hütte.

Was ein Tag!

Selbst die Etappe hoch zum Mt. Rintoul hatten wir nicht als so anstrengend empfunden und waren sehr glücklich, uns endlich in der Hütte ausruhen zu können. Später am Tag kam auch noch der Niederländer Bart bei uns an. Und er hatte UNO dabei! Also verbrachten wir den Abend mit Karten spielen und Schokolade essen. Das wiederum war dein ein wirklich schöner Abschluss für diesen Tag.

Von der Top Wairoa zur Porters Creek Hut

Am nächsten Morgen stand nach einem kurzen Frühstück zuerst einmal ein Aufstieg auf den nächsten Bergsattel an. Wir stapften langsam den Berg hinauf, und waren fasziniert von der Vegetation - die hier völlig anders war als noch am Tag zuvor in der Region der Tarn Hut. Die knallorangene Top Wairoa Hut hinter uns wurde in der Ferne immer kleiner, bis wir oben auf dem Sattel ankamen, und plötzlich mitten in eine Wolke wanderten. Auf einmal konnten wir nur noch wenige Schritte voraus sehen, der nächste Marker war jeweils noch gerade so im dichten Nebel auszumachen. Weiter weg war gar nichts zu sehen. Die hohe Luftfeuchtigkeit ließ uns auch ein wenig frieren. Wieder einmal stellten wir fest, dass die Berge hier sehr unbarmherzig sein können. Wäre die Sicht noch schlechter gewesen, hätten wir nicht weitergehen können, denn auch so war es schwer die Orientierung zu behalten.

Langsam folgten wir den aus dem Nebel auftauchenden Marker Poles mit ihren orangefarbenen Plastikkappen entlang des Bergrückens. Dann ging es wieder hinab, und bald waren wir auch aus dem dichten Nebel heraus. Unser Weg führte uns durch ein langgestrecktes Tal in Richtung der Hunters Hut. Einmal aus der Wolke wurde uns schnell wieder warm und wir wünschten uns fast den kühlen Nebel zurück. Die Strecke durchs Tal kam uns beinahe unendlich vor, erst recht als dann in der Ferne die Hütte schon zu erahnen war. Bevor wir sie aber erreichten, mussten wir erst noch einmal einen Fluss durchqueren. Zwar nicht gefährlich, aber Lust auf nasse Füße hatten wir gerade eigentlich nicht. Zuerst versuchten wir von Stein zu Stein trockenen Fußes auf die andere Seite zu kommen. Allerdings ist das manchmal auch gefährlich, weil man auf feuchten Felsen leicht ausrutscht. Also gaben doch auf und wechselten unsere Schuhe. Nach dem Fluss war es dafür nur noch ein kurzer, steiler Anstieg zur Hunters Hut, die oben auf einem Hügel liegt. Die Hütte ist relativ neu und bietet eine tolle Aussicht, so dass wir kurz überlegten, einfach die Nacht hier zu verbringen. Allerdings wollten wir am nächsten Tag eigentlich gerne den Abschnitt der Richmond Ranges abschließen - das wäre aber von hier aus nicht realistisch.

Um zur Porters Creek Hut zu gelangen, ging es vorallem durch Wälder und Schotterfelder, die ziemlich anspruchsvoll waren. Zum Teil weil sie seitlich steil abfielen, zum Teil aber auch wegen steilger Aufstiege durch das rutschige Terrain. Auf einem solchen Anstieg überholten wir eine vierköpfige Gruppe, die sich ohne Stöcke durch den Schotter kämpfte. Hier zahlen sich die Trekkingpoles wirklich aus, denn sie helfen, weniger zu rutschen und die Anstrengung auf Arme und Beine zu verteilen.

Eine Vierergruppe bedeutete für uns, dass die nächste Hütte nicht für alle reichen würde - denn in der Porters Creek Hut gibt es nur sechs Betten. Vor uns war allerdings noch unsere französische Bekannte Manon unterwegs. Für uns würde der Platz reichen - wir waren aber nicht sicher wie gut ausgerüstet die anderen vier Wanderer waren.

An der Hütte angekommen, war Manon schon da. Sie bot auch gleich an, draußen ihr Zelt aufzustellen. Das Wetter sah allerdings nicht so überzeugend aus, so dass wir ihr anboten, dass wir auch ein Lager teilen konnten und so alle sieben Platz in der Hütte finden würden. 

Einige Zeit später kamen auch die vier anderen an, offensichtlich überglücklich, endlich die Hütte erreicht zu haben - und auch erschöpft. Es stellte sich heraus, dass die Gruppe Botaniker des DOC waren, die unterwegs  nach seltenen Pflanzen suchten. Zwei von ihnen waren erst neu dabei, und das erste Mal in ihrem Leben wirklich wandern. Die konnten es gar nicht fassen, als wir erzählten dass wir freiweillig und ohne richtige Mission wochenlang durch die Wildnis wandern wollten.

Von der Porters Creek Hut nach St. Arnaud

Nach einer recht unruhigen Nacht machten wir uns am nächsten Morgen auf die letzte Etappe der Richmond Ranges. Es würde eine lange Strecke werden, das war uns schon morgen klar, also standen wir extra früh auf und machten uns schon um kurz nach sechs auf den Weg.

Auch heute war es eher kühl und wolkig, was uns einen fantastischen Ausblick aufs erste Tal bescherte. Vom Fluss am Talboden stieg Nebel auf, und tiefhängende Wolken schwebten zwischen den umliegenden Gipfeln. 

Das sollte auch nicht die einzige Überraschung sein, die der Tag für uns bereit hielt. Der Abstieg zum Tal war relativ problemlos, und auch die folgenden kleinen Flussüberquerungen keine echte Herausforderung. Bis wir auf einmal vor einer steilen Felswand standen, und der nächste Marker am oberen Ende dieser Wand agebracht war. Da hinaufzukommen, fällt eigentlich nicht mehr unter die Definition von "wandern". Wir schnallten also unsere Stöcke am Rucksack fest, und kraxelten auf Händen und Füßen nach oben. An sich kein Problem, aber wenn man es nicht erwartete eben doch eine Herausforderung. Uns taten vorallem die armen Botanistik-Studenten leid, die später auch an dieser Stelle vorbeikommen mussten. Die hatten schon am Vorabend über Muskelkater geklag und würden von dieser kleinen Kletterpartie sicher nicht so begeistert sein.

Der Tag blieb trüb während wir in Richtung Red Hills Hut wanderten. Dann trafen wir auf die zweite Überraschung des Tages. Die Hütte war zwar noch nicht zu sehen, aber wir wussten dass es nicht mehr weit sein konnte. Zwischen uns und der ersehnten Hütte lag aber ein großes Feld. Von weitem sah es wie eine Wiese aus, stellte sich als sehr moorastig heraus. Mitten durch zog sich auch ein schmaler aber hüfttiefer Bach, der im hohen Gras kaum zu sehen war. Beinahe wären wir heingetreten, bemerkten es aber rechtzeitig. Dafür steckte ich nur wenige Meter später plötzlich knietief in einem Matschloch. Das alleine war zwar kein Problem, aber beinahe hätte ich bei der Aktion meinen Schuh verloren.

Besonders viel Spaß machte dieses Streckenstück nicht, deshalb ware wir ziemlich froh, als wir endlich bei der Red Hills Hut ankamen. Dort wuschen wir unsere Schuhe einmal grob ab, um zumindest den Schlamm aus dem inneren zu befördern. Dann setzen wir uns zum Mittagessen nach drinnen, denn es war heute deutlich kälter als die letzten Tage und die nassen Füße ließen uns frieren. 

Beim konsultieren der Karte und Trailnotes wurde uns klar, dass wir erst die Hälfte der heutigen Kilometer hinter uns hatten. Und nach dem Essen wieder nasse Schuhe anziehen mussten. Außerdem hatte es mittlerweile wieder zu regnen begonnen. Wir drückten uns noch eine Weile, aber am Ende rafften wir uns dann doch auf und gingen weiter.

Der Rest der Etappe folgten einem Mountainbike Track, erst über zwei kleine Sättel, und dann ins Tal Richtung Saint Arnaud. Um uns herum zog wieder Nebel auf. Es gab es uns das Gefühl mitten durch ein Märchen zu wandern, denn die dürren Birken rund um uns herum hingen voller Flechten. Fast ein bisschen unheimlich, wie sie beim vorangehen erst schemenhaft und dann immer deutlicher im Nebel auftauchten. Leider konnten wir es nur halb genießen, denn mit den triefenden Kapuzen auf dem Kopf und nassen, kalten Füßen warn wir eigentlich nicht so gut gelaunt.

Later we learned that there was a much shorter way around than the mountainbike trail that we followed but at that moment it was just what we had to do to finally get into town.

When we finally came off the track and arrived the 4wd-road that would lead us to the town we were super happy. We followed that for a few kilometers and then hoped to hitch a ride along the highway to St. Arnaud. Unfortunately we weren't lucky with hitchhiking this time, and we ended up walking the remaining 8km into town. What a long day! It all summed up to a bit more than 30km and we were so glad when we finally got to St. Arnaud and then luckily the Alpine Lodge Backpackers had a room for us.

That evening we went out to the Restaurant of the Alpine Lodge because we felt that we really deserved some real food after the long walk. The burger was absolute delicious and we ended up even treating ourselves with a dessert - Apple Tarts with cinnamon ice cream. We probably spent more on that dinner than on our supplies for the week in the Ranges, but it was absolute worth it.

Fazit

Wie lieben die Richmond Ranges. Sie haben uns so viel abverlangt, aber die unglaubliche Landschaft war es absolut wert. Der Weg vom noch verhältnismäßig flachen Pelorus Track in die immer höheren Gebirgsketten der Richmonds war ein unglaubliches Erlebnis. Dann auf einmal Szenenwechsel in die Red Hills - die von Gestein und Vegetation so völlig anders waren. 

Aber: Die Richmond Ranges sind kein Spielplatz für jederman. Rückblickend waren auch wir eigentlich zu wenig trainiert für diesen Weg. Trotzdem ist es rein körperlich machbar. Viel mehr noch als physisch sind die Ranges aber mental anstrengend. Denn das ständige Auf und Ab, die steilen Geröllfelder und zum Teil schlechten Wege fordern ständig höchste Konzentration und absolute Trittsicherheit. Wer Höhenangst hat, oder sich unsicher bewegt, ist hier nicht gut aufgehoben.
An einige Stellen ware wir wirklich froh gewesen, dass wir zumindest in den Alpen schon ein wenig Erfahrung auf unterschiedlichem Terrain gesammelt haben, was uns zusätzliche Sicherheit gegeben hat.

Wir haben auch von einer älteren Dame gehört, die aktuell ebenalls auf dem Te Araroa unterwegs ist und auf manchen Sektionen tatsächlich Angst um ihr Leben hatte. Als schlimmste Etappe hatte sie dabei, wie wir auch, das Stück von der Mid zur Top Wairoa Hut empfunden. Die zwar körperlich machbar ist, aber geistig sehr fordernd ist.  Auch das Wetter sollte man nicht unterschätzen. Wir hatten wahnsinnig Glück und praktisch ausschließlich bestes Wanderwetter. Darauf verlassen kann man sich aber nicht.

Als einen Tipp können wir letztendlich noch mitgeben: Nehmt Wanderstöcke mit, wenn ihr hier unterwegs sein wollt. Sie machen das bergaufgehen so viel einfacher, bergab entlasten sie die Knie, und sie geben halt, wenn man strauchelt.

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